Die siebenbürgischen Schülerrepubliken
Der "Coetus" als Solidar- und Interessensgemeinschaft an den sächsischen evangelischen Oberschulen
Verlag: Vehling
ISBN: 978-3-85333-366-2
Wer sich für Bildungs-, Kultur- und Identitätsgeschichte in Mitteleuropa interessiert, sollte „Die siebenbürgischen Schülerrepubliken“ lesen. In dieser Studie beleuchten die Autoren Gregor Gatscher-Riedl und Marc-Björn Legat das Phänomen des siebenbürgischen „Coetus“ – einer traditionsreichen Form der Schülerselbstverwaltung an den deutschsprachigen evangelischen Mittelschulen Siebenbürgens.
Das Buch beeindruckt durch seine Verbindung landeskundlicher Detailtreue mit einem breiten bildungshistorischen und kulturwissenschaftlichen Rahmen. Die Autoren betten das Thema in größere Zusammenhänge europäischer Bildungsgeschichte ein und zeigen, wie lokale Schultraditionen über Jahrhunderte hinweg tragende Säulen kollektiver Identität waren. Besonders interessant ist die Darstellung des „Coetus“ als republikanische Miniaturgesellschaft, die demokratische Mitbestimmung, Gemeinschaftssinn und Verantwortung förderte – und das lange vor modernen pädagogischen Konzepten.
Mit anschaulichen Fallbeispielen aus Städten wie Kronstadt, Hermannstadt oder Bistritz, zahlreichen Abbildungen und Querverweisen zur studentischen Farbkultur gelingt eine lebendige und differenzierte Darstellung. Auch aktuelle Fragen nach Partizipation und Gemeinschaft in Bildungseinrichtungen erhalten hier historische Tiefenschärfe.
Eine Leseempfehlung für Historiker, Pädagogen, Kulturschaffende und alle, die an den vielfältigen Bildungslandschaften Europas interessiert sind.